Wie alles begann
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Als nach dem 2. Weltkrieg die größte Not überwunden war, gab es bei den jungen Leuten einen großen Nachholbedarf in Bezug auf Tanzveranstaltungen .
Diese gelegenheit wurde von den Strehlaern genutzt und es fanden in Strehla 1946 erstmals an drei Tagen Faschingsveranstaltungen statt. Mit viel Mühe hatte man den Lindenhofsaal dekoriert und auch eine Rutschbahn aufgebaut. Es waren gelungene Veranstaltungen, an die sich sicher noch mancher gern erinnern wird. Obwohl dieser Fasching ein guter Anfang eines neuen Volksvergnügens gewesen wäre, blieb es nur auf dieses eine Jahr beschränkt.
Ab Anfang der fünfziger Jahre wurden dann in Riesa und Umgebung Erste Faschingsveranstaltungen durchgeführt. Allerdings macht nicht nur das Vergnügungsbedürfnis der Bevölkerung und Kostüme einen Karneval aus. Ein derartiges närrisches Treiben benötigt eine bis ins Einzelne gehende Organisation und viele Stunden aufopferungsvoller Vorbereitung.
An nötigen Initiativen fehlte es un vielen Städten. Auch in Strehla blieb es erst einmal bei einem Kinderfasching in der Gaststätte „Kleine Bastei“. Durch diesen Kinderfasching angeregt, fasste Rolf Fleck den Entschluss, auch für Erwachsene ein Faschingsvergnügen zu organisieren und zu diesem Zweck einen Festausschuss zu gründen.
Wer ist wohl bereit eine solche Aufgabe mit zu tragen? Nach
mehreren Rücksprachen erklärten sich Gerhard Teichmann, Maria Wendrock
und Erich Knott zur Mitarbeit an diesem Festausschuss bereit.
So wurde der " Strehlaer Karneval " geboren
Die erste Sitzung diese Gremiums fand am 30. Juli 1976 statt. Sie hatte das Ziel, im Frühjahr 1977 einen Fasching zu organisieren. Bei der Verteilung der Verantwortlichkeiten wurde festgelegt, dass der Festausschuss unbedingt erweitert werden musste, um eine Überlastung der einzelnen Mitglieder auszuschließen. Die Suche nach weiteren Mitgliedern begann von neuem. Bernd Gölling und Manfred Müller waren gewillt, bei der Organisierung eines Faschingsvergnügens mitzuarbeiten. Die Aufgaben verteilten sich folgendermaßen:
Rolf Fleck | Gesamtverantwortung |
Lotte Fleck | Abrechnung, Finanzen |
Maria Wendrock | Protokolle |
Gerhard Teichmann | Getränkeversorgung |
Walter Kreiser | Plakate, Dekoration, Malereien |
Gerhard Thalmann | Werbung |
Erich Knott | Bau und Aufstellung der Rutschbahn |
Bernd Gölling | Texte und Gags |
Manfred Müller | Dekoration, Gestaltung des Saales |
Frank Naumann | Entwürfe, Dekoration, Bauten |
Für die Musikalische Umrahmung wurden als Stammkapelle „Die Belcantos“ aus Riesa verpflichtet.
Viele Stunden ihrer Freizeit opferten die Mitglieder dieses Festkomitees bei der Vorbereitung der Veranstaltungen, um den Strehlaer Fasching zu einem kulturellen Höhepunkt in unserer Stadt werden zu lassen. Dann war es soweit. Der Saal war geschmückt, Plakate forderten zum Besuch der Faschingsvergnügen auf. Die Mitglieder des Festausschusses erfasste das Lampenfieber und man hoffte, nichts vergessen zu haben, und dass der Fasching gut ankommen werde.
Der Lindenhofsaal war sehr schön dekoriert worden. Als Blickfang hing eine riesige Traube aus 350 Luftballons von der Saaldecke herab. Sie war von einem großen achtzackigen Stern umgeben, der mit Luftschlangen geschmückt war. Das Dekorationsmaterial war dankenswerterweise zum großen Teil vom VEB Reifenwerk Riesa zur Verfügung gestellt worden. Natürlich gehört zu einem Faschingsvergnügen auch ein satirischer Vortrag, die Büttenrede. Dort werden Missstände oder Ungerechtfertigkeiten aufs Korn genommen. Die erste Strehlaer Büttenrede hatten immerhin 19 Verse. Für eine besondere Einlage sorgten Frank Wehner und Werner Weller. Sie stellten auf der Bühne einen Wachehaltenden Krieger, der von Lilli Marleen verführt wird, dar. Dies führte die Stimmung im Saal auf den Höhepunkt.
Die ersten Veranstaltungen fanden noch unter keinem bestimmten Motto statt. Die Eintrittskarten kosteten 4,10 M, wobei der Groschen die Kulturabgabe an die Stadtkasse darstellte.
Bei diesem Fasching ging die neue Rutsche von der Galerie bis vor die Bar in Betrieb . Sie wurde von den Narren und Närrinnen rege in Anspruch genommen. Der Bau dieser besonderen Attraktion hatte Kosten in Höhe von 3.278,48 M verursacht.
Als das Publikum danach gefragt wurde, ob am 11.11. ein Schürzenball veranstaltet werden solle, stimmten alle voller Begeisterung zu.
Bei diesen Veranstaltungen wurde Herr Joachim Schlegel als elftes Mitglied in den Festausschuss aufgenommen. Damit hatte sich der Elferrat konstituiert. Gleichzeitig war damit die Voraussetzung geschaffen, aus dem Fasching einen zünftigen Karneval zu entwickeln. Die sieben Veranstaltungen wurden annähernd von 1700 Interessenten besucht.